Es handelt sich um die Definition des Begriffs ‚Paradoxon‘ [παρά (wider) und δόξα (gewöhnliche Meinung)] bei Cusanus in seinem Zusammenhang mit der Lehre vom Absoluten als „identitas“ (De genesi, 1447) und „non aliud“ (De li non aliud, 1461/62). Es wird auch um die Unterscheidung des mystisch-spekulativen Paradoxons, das Cusanus pflegt, von dem typisch postmodernen (relativistischen) Paradoxon gehen. Beide führen das Denken in zwei Sackgassen: a) die Unfassbarkeit/Unsagbarkeit der Wahrheit (wonach das Wahre als solches nie auf die gleiche Weise erkannt werden kann, sondern jedes Mal conjecturaliter auf eine besondere Weise fassbar wird, die von der durch Differenz und Andersheit geprägten Beschaffenheit unseres Geistes abhängt); b) die Auflösung der Bedeutungshierarchien, die eine Weltsicht „ohne Pflicht und Strafe“ prägt, das heißt die Sicht einer „postmoralistischen Gesellschaft“, welche nach Gilles Lipovetsky die Pflicht- und Wahrheitsrhetorik ablehnt und „die individuellen Rechte auf Autonomie, Glück und Wünsche verwirklicht“, ohne sich der Wahrheit verpflichtet zu fühlen.
Das Paradox als sprachliche Möglichkeit in der philosophischen Erkenntnistheorie. Von Cusanus zur Postmoderne
Gianluca Cuozzo
2019-01-01
Abstract
Es handelt sich um die Definition des Begriffs ‚Paradoxon‘ [παρά (wider) und δόξα (gewöhnliche Meinung)] bei Cusanus in seinem Zusammenhang mit der Lehre vom Absoluten als „identitas“ (De genesi, 1447) und „non aliud“ (De li non aliud, 1461/62). Es wird auch um die Unterscheidung des mystisch-spekulativen Paradoxons, das Cusanus pflegt, von dem typisch postmodernen (relativistischen) Paradoxon gehen. Beide führen das Denken in zwei Sackgassen: a) die Unfassbarkeit/Unsagbarkeit der Wahrheit (wonach das Wahre als solches nie auf die gleiche Weise erkannt werden kann, sondern jedes Mal conjecturaliter auf eine besondere Weise fassbar wird, die von der durch Differenz und Andersheit geprägten Beschaffenheit unseres Geistes abhängt); b) die Auflösung der Bedeutungshierarchien, die eine Weltsicht „ohne Pflicht und Strafe“ prägt, das heißt die Sicht einer „postmoralistischen Gesellschaft“, welche nach Gilles Lipovetsky die Pflicht- und Wahrheitsrhetorik ablehnt und „die individuellen Rechte auf Autonomie, Glück und Wünsche verwirklicht“, ohne sich der Wahrheit verpflichtet zu fühlen.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.