Während die Rolle des Deutschen als Fremdsprache für den Einreise-Tourismus in die deutschsprachigen Länder wenig relevant zu sein scheint (dazu Ammon 2015: 841 f.), spielt das „sprachliche Entgegenkommen“ gegenüber deutschsprachigen Touristen im Ausland eine immer wichtigere Rolle. Wenn auch laut Ammon (2015: 854) deutschsprachige Touristen bereitwilliger als französische Reisende englischsprachige Broschüren akzeptieren, so ist das „sprachliche Entgegenkommen“ (Ammon 2015: 854) doch ein wichtiger Erfolgsfaktor in der touristischen Kundenkommunikation. Wie sich dies in praktischen Erfordernissen auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt, zeigt z.B. Bosch (i. Vorb.), die in ihrer Studie zum Fremdsprachenbedarf auf dem spanischen Tourismusmarkt feststellt, dass seit 2010 bei fast 50% der Stellenangebote in diesem Sektor die Kenntnis einer bzw. mehrerer Fremdsprachen eine „zwingend erforderliche Qualifikation“ darstellt. Dabei beobachtet sie die Rückgangstendenz des Französischen und den konstanten Anstieg des Englischen und insbesondere des Deutschen. Auch für die baltischen Staaten stellt Seyfarth (2015: 59) fest, dass „dem Bedarf nach fremdsprachlich […] qualifiziertem Personal im stetig wachsendem Tourismussektor nur schwer nachzukommen ist“. Das Projekt SLEST (Standard linguistico Europeo per il Settore del Turismo/European Linguistic Standard for Professionals in Tourism 2.0) zeigt in einer Vorstudie zum Fremdsprachenbedarf in der europäischen Tourismusbranche, dass die Kenntnis einer zweiten Fremdsprache neben Englisch eine Schlüsselqualifikation für Beschäftigte in diesem Sektor darstellt. Trotz der Zentralität von Fremdsprachenkenntnissen für die Verständigung in diesem Berufsfeld gibt es im Aus- und Weiterbildungsbereich (Hochschulen und tertiäre Institute) noch keine mit klaren Zielvorgaben strukturierte Sprachenausbildung. So stellt der Bericht zum „Fremdsprachenunterricht im Rahmen der Studien des Tourismus an europäischen Hochschulen“ aus dem oben genannten Projekt fest, dass in den an diesem Projekt beteiligten EU-Ländern kein einheitliches curriculares Angebot in der Tourismus-Ausbildung der Hochschulen – mit Ausnahme von Spanien – vorhanden sei. Dem SLEST-Bericht zufolge sind die Eingangsniveaus und Zielvorgaben für die sprachliche Komponente der Curricula von Tourismusstudiengängen kaum ersichtlich und in den meisten Fällen fehlen auch die Indikatoren des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Als Gründe für diese Mangelsituation können zum einen das bis vor wenigen Jahren kaum vorhandene Forschungsinteresse seitens der angewandten Linguistik für diesen Bereich sowie das niedrige akademische Niveau der linguistisch und sprachdidaktisch orientierten Tourismusforschung in den traditionellen Fremdsprachenphilologien angeführt werden. Nach einer knappen Darstellung der neueren Forschungen zu DaF für den Tourismus (Absatz 2) werden im Folgenden drei Ansätze für die Didaktik tourismusbezogener Handlungskompetenz in der Fremdsprache Deutsch (mit Fokus auf das Handlungsfeld „Reise- und Touristenführung“) vorgestellt (Absatz 3), die das Potential eine reflektierten und empiriebasierten Didaktik der Tourismuskommunikation dokumentieren sollen.
Deutsch als Fremdsprache für den internationalen Tourismus.
Costa Marcella
2019-01-01
Abstract
Während die Rolle des Deutschen als Fremdsprache für den Einreise-Tourismus in die deutschsprachigen Länder wenig relevant zu sein scheint (dazu Ammon 2015: 841 f.), spielt das „sprachliche Entgegenkommen“ gegenüber deutschsprachigen Touristen im Ausland eine immer wichtigere Rolle. Wenn auch laut Ammon (2015: 854) deutschsprachige Touristen bereitwilliger als französische Reisende englischsprachige Broschüren akzeptieren, so ist das „sprachliche Entgegenkommen“ (Ammon 2015: 854) doch ein wichtiger Erfolgsfaktor in der touristischen Kundenkommunikation. Wie sich dies in praktischen Erfordernissen auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt, zeigt z.B. Bosch (i. Vorb.), die in ihrer Studie zum Fremdsprachenbedarf auf dem spanischen Tourismusmarkt feststellt, dass seit 2010 bei fast 50% der Stellenangebote in diesem Sektor die Kenntnis einer bzw. mehrerer Fremdsprachen eine „zwingend erforderliche Qualifikation“ darstellt. Dabei beobachtet sie die Rückgangstendenz des Französischen und den konstanten Anstieg des Englischen und insbesondere des Deutschen. Auch für die baltischen Staaten stellt Seyfarth (2015: 59) fest, dass „dem Bedarf nach fremdsprachlich […] qualifiziertem Personal im stetig wachsendem Tourismussektor nur schwer nachzukommen ist“. Das Projekt SLEST (Standard linguistico Europeo per il Settore del Turismo/European Linguistic Standard for Professionals in Tourism 2.0) zeigt in einer Vorstudie zum Fremdsprachenbedarf in der europäischen Tourismusbranche, dass die Kenntnis einer zweiten Fremdsprache neben Englisch eine Schlüsselqualifikation für Beschäftigte in diesem Sektor darstellt. Trotz der Zentralität von Fremdsprachenkenntnissen für die Verständigung in diesem Berufsfeld gibt es im Aus- und Weiterbildungsbereich (Hochschulen und tertiäre Institute) noch keine mit klaren Zielvorgaben strukturierte Sprachenausbildung. So stellt der Bericht zum „Fremdsprachenunterricht im Rahmen der Studien des Tourismus an europäischen Hochschulen“ aus dem oben genannten Projekt fest, dass in den an diesem Projekt beteiligten EU-Ländern kein einheitliches curriculares Angebot in der Tourismus-Ausbildung der Hochschulen – mit Ausnahme von Spanien – vorhanden sei. Dem SLEST-Bericht zufolge sind die Eingangsniveaus und Zielvorgaben für die sprachliche Komponente der Curricula von Tourismusstudiengängen kaum ersichtlich und in den meisten Fällen fehlen auch die Indikatoren des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Als Gründe für diese Mangelsituation können zum einen das bis vor wenigen Jahren kaum vorhandene Forschungsinteresse seitens der angewandten Linguistik für diesen Bereich sowie das niedrige akademische Niveau der linguistisch und sprachdidaktisch orientierten Tourismusforschung in den traditionellen Fremdsprachenphilologien angeführt werden. Nach einer knappen Darstellung der neueren Forschungen zu DaF für den Tourismus (Absatz 2) werden im Folgenden drei Ansätze für die Didaktik tourismusbezogener Handlungskompetenz in der Fremdsprache Deutsch (mit Fokus auf das Handlungsfeld „Reise- und Touristenführung“) vorgestellt (Absatz 3), die das Potential eine reflektierten und empiriebasierten Didaktik der Tourismuskommunikation dokumentieren sollen.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.